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Die erste Ausfahrt mit der neuen E-Klasse (W212) als 220 CDI mit einer guten Ausstattung vor der offiziellen Einführung
Sonntagabend war es soweit: Ein brandneuer E220 CDI W212 stand vor der Tür zum Testen. Der Wagen an sich fällt auf wegen des weit zum Rad gezogenen Lichtlaufs an der Seite, bzw. an beiden Reihen. Auf den ersten Blick macht er einen guten Eindruck, wirkt erwachsen und stattlich, das Geräuschniveau ist für einen 4-Zylinder Diesel ganz akzeptabel, für einen Benziner-Fan allerdings immer noch zu laut. Kann man aber nicht ganz vermeiden.
Nun aber geht's weiter zum eigentlich Test:
Zur äußeren Form:
Erwachsen - so meine knappe Umschreibung der äußeren Form. Ich finde es fantastisch, dass die vorderen Scheinwerfer wieder deutlich getrennt sind voneinander wie bei der alten E-Klasse. Das hat den Wagen schon immer etwas von der Serie abgehoben. Die C-Klasse war schon immer der kleine (optische) Bruder der S-Klasse und der E war der etwas andere dazwischen, für die, die sich weder für den kleinen noch für den großen entscheiden wollen. Das LED Tagfahrlicht ist beim Avantgarde gewöhnungsbedürftig. Ganz ehrlich: ich finde diese beiden Haken da unten unpassend für einen klassischen Mercedes, aber die Kundschaft will es ja haben, Danke an Ingoldstadt in diesem Fall. Mir sind die Doppelscheinwerfer unten des Elegance Modells lieber und das würde ich ganz klar bevorzugen. Klassische Formen sollten die Stärken eine Mercedes sein, nicht diese Verspieltheit im Design, dafür sind Audi und BMW zuständig und schon immer gewesen.
Die Seitenlinie wirkt sehr gelungen, es wurde nicht einfach eine Knick-Kante eingeführt die den oberen vom unteren Teil trennen soll, nein es wurde wie eine nach hinten gezogene Einbuchtung geschaffen, die am rundlichen Kotflügel enden: Das ganze wurde sehr schön gemacht. Glücklicherweise wurden auch gleich die veränderten C-Klasse Außenspiegel dazugenommen, besser als die alten Klobigen der Vorgänger Baureihe im Mopf Modell. Wie gewohnt sind auch große Türgriffschalen vorhanden, um das Risiko des Verkratzens zu minimieren bei täglichem Gebrauch und wechselnden Mitfahrern. Durch den Nano Lack sollte das ganze nochmals unempfindlicher geworden sein, wollen wir es mal hoffen.
Das Heck des Wagens, nun kommen wir zu dem Teil wo ich nicht so gut finde.
Diese Rückleuchten wirken sehr groß, eigentlich zu groß. Ok, die Leuchtkraft und die Verteilung, sprich die Sicherheit nach hinten, vergrößert sich, auf zu welchem Preis. Beim Heck hätte man sich ein bisschen mehr Mühe geben können. Der Kofferraumdeckel dagegen geht bis zu beiden Rückleuchten, ein nettes Detail, das macht den Deckel optisch schlanker. Die Kennzeichenmulde wirkt aber etwas groß geraten, ob es nötig ist weiß ich nicht, aber weniger ist manchmal mehr. Ganz besonders stören tut mir das untere Heck mit den Endrohren, die mittlerweile diverse Modellpflegen bekommen haben: CLS, ML, SLK. Immer dieser Einheitsbrei. Mehr Eigenständigkeit hätte sich gut ausgewirkt, gerade wenn man vorne ein eigenes Gesicht gibt, sollte auch das letzte Stück des Hecks Eigenständigkeit bekommen.
Das Fahrwerk:
Kurzum: Komfortabel, leicht sportlich auf Serpentinen-Strassen, es ist keine Airmatic nötig wenn man dieses Fahrwerk hat. Hier wurde weniger Wert auf die ultimative Sportlichkeit gelegt wie bei den Konkurrenten, hier wurde versucht das alte Mercedes Metier wiederzubeleben und den alten Glanz zurückzuholen. Sie haben es geschafft. Nachdem in der C-Klasse schon das vielgelobte Fahrwerk guten Anklang fand, wurde auch hier dasselbe erreicht. Für die sportlichen gibt's ein Sportfahrwerk, für die normalen das Reisefahrwerk, was keinesfalls schlechter ist bei höheren Geschwindigkeiten. Man bemerkt nicht, wenn man schnell fährt (abgesehen vom Motorengeräusch des Diesels), und genau so muss das einfach sein.
Die Parameterlenkung des Wagens ist ein Extra, welches man auf jeden Fall mitbestellen sollte. Butterweiches Lenken mit 1 Finger im Stand und beim Parken, und eine gute Reaktion (Mercedes-untypisch) bei höherer Geschwindigkeit. Es ist kaum Spiel in der Lenkung, im Gegenteil, sie liegt perfekt in der Hand und man hat einen guten Strassen Kontakt, kleinste Bewegungen werden sofort umgesetzt. Bravo Mercedes, hier wurden die Hausaufgaben wirklich mal gemacht.
Der Innenraum:
Nun sind wir da angelangen, wo ich sehr ungern ausgestiegen bin. Es ist eine wahre Freude und Pracht mit der Ambientebeleuchtung. Beim Vorgänger war das Ambientelicht großteils noch an der Decke, ein Detail was er ruhig hätte behalten können, aber so wie sie es nun gemacht haben ist es absolut wundervoll gelungen. Rundum schaut man auf die Leuchtbänder, nichts blendet, alles schön dezent und edel gehalten, auch der Innenspiegel spielt dabei eine entscheidende Rolle. Man erkennt das Leder an den Türverkleidungen sehr schön. Das Licht wurde sehr gut integriert, ohne dass es irgendwo aufgesetzt wirkt. Für mich persönlich ein Highlight und ein "Must Have" bei einem Wagen wie diesem. Da ich sehr detailverliebt bin, geht's nicht mehr ohne. Willkommen zu Hause könnte man da sagen, der alte Mercedes-Satz lebt hier wieder auf. Wenn ich dagegen unseren Firmenwagen, einen A6 von Dezember 2006 hernehme mit seinem Innenraumlichtpaket sind das Welten, dort ein rotes Trauerspiel und ein bisschen im Fussraum, hier beim Benz ein Lichtspiel der schönen Art, da wären die Deckenleuchten wirklich zu viel gemacht. Gut gelöst Mercedes.
Über die Materialanmutung kann man streiten, es ist etwas moderner, ein anderer "Schnitt", nicht mehr so wie man's von klassischen Mercedessen findet. Vielleicht ist das gut und die Kundschaft wünscht das, ein alter Mercedesfahrer wäre von klassischen rundlichen Formen mehr begeistert, das wirkt einfach zeitloser. Dennoch finde ich nichts zum Aussetzen daran, ich habe mir das bei Nacht und bei Licht gerne angeschaut, es passt auch sehr schön zum Ambientelicht. Wie es bei Tag wird konnte ich nicht sagen, da es leider schon lange dunkel war. Das hole ich hoffentlich irgendwann mal nach.
Das Lenkrad liegt sehr gut in der Hand, die Tasten sind gut zu bedienen. Das Kombiinstrument ist sehr deutlich zum Ablesen, auch Details wie das automatische Fernlicht, Spurhilfeassistent, Müdigkeitsanzeige wird sehr deutlich und klar gezeigt, ohne Spielerei, so muss das einfach sein. Klar erkennt man hier auch die kleinere C-Klasse, aber das bedeutet nichts Negatives. Die Sitze sind verdammt bequem und durch die aktiven Seitenführungen ist es eine wahre Freude damit zu fahren.
Kurzum: gelungener Innenraum. Da ich die Schaltvariante habe, wirkt der Raum ohne die Schaltung, dann am Lenkrad, sicherlich anders. Das muss man sich im Detail mal genauer anschauen.
Die technischen Spielereien im Detail:
- ILS, das intelligente und automatische Lichtsystem: Fantastisches Licht, egal in welcher Lebenslage. Ich bin von diesem Sicherheitsfeature absolut beeindruckt. Sehr helle Ausleuchtung, es passt sich der Strasse und Geschwindigkeit an, das automatische Fernlicht ist immer aktiviert und er erkennt problemlos auch Fahrzeuge in einem engen Kurvenwinkel und schaltet sofort auf Abblendlicht zurück. Sehr gelungen, wirkt harmonisch, am Licht gibt's absolut nichts auszusetzen.
- Aktive Rückenlehnen, die einen in jeder noch so kleinen Kurve unterstützen, sogar bei abrupten Spurwechseln auf der Autobahn sind ein tolles Feature. Ich war beeindruckt davon, wie aufrecht und angenehm man so in jeder Kurve bei jeder Geschwindigkeit fahren kann, ohne abgelenkt zu werden. Sie sind sehr bequem, reagieren schnell, die elektrische Sitzverstellung ist mercedestypisch bestens angezeigt und wählbar. Die Sitzen verdienen das Prädikat sehr gut gelungen.
- Der Tempomat ist ebenfalls mercedestypisch einfach zu bedienen und arbeitet einwandfrei, trotz Schaltgetriebe. Der Hebel liegt angenehm in der Hand durch seine Form und ist gut erreichbar.
- Radio/Navi Bildschirm sitzt einfach perfekt, weit oben, besser kann man's nicht machen. Ein rundum einfach zu bedienendes System wo keine große Bedienungsanleitung notwendig ist.
- Auch ohne Airmatic ist der Fahrkomfort bestens gelungen, ein richtiger Cruiser und Kilometerfresser.
- Der Spurhalteassistent funktioniert bestens und sehr dezent. Das Lenkrad vibriert ein wenig wenn man über die Linie ohne Blinker fährt. Da werden Blinkmuffel beim Spurwechsel irgendwann automatisch den Blinker setzen - ein Gewinn für die Sicherheit und eine praktische Hilfe.
- Auch die Kaffeetasse im Display war bei mir aktiviert, ich war aber noch munter genug und er hat mich nicht darum gebeten, eine Pause einzulegen. Dass das System vorhanden ist, kann man aber als positiven Fortschritt bezeichnen, denn Menschen überschätzen sich fast jeden Tag immer wieder aufs neue und Unfälle sind die Folge.
- Der tote Winkel Assistent in beiden Außenspiegel funktioniert problemlos, allerdings muss man sich an die Anzeigen dort erst gewöhnen. Mit der Zeit aber wird auch das ein Feature, was zur Sicherheit verhilft. An sich aber kann man auch gut ohne klarkommen und unfallfrei fahren. Ob und wann sich das aktiviert weiß ich nicht, zwischendurch waren sie mal aus und nach einer Weile wieder an. In der kurzen Zeit konnte ich nicht feststellen warum das so ist.
- Der Innenspiegel und der linke Außenspiegel sind automatisch abblendend. Das kostet nicht viel, bringt aber eine Menge. Kenne das schon aus meiner alten C-Klasse. Blender sind damit vorbei und man kann vor allem nachts viel ruhiger und entspannter Fahren und die Augen werden einige Extremsituationen weniger erleben müssen. Das ist etwas, wo an keinem Neuwagen fehlen sollte meines Erachtens.
Motor und Getriebe:
E220 CDI plus Schaltgetriebe. Eigentlich keine gute Mischung werden alteingesessene Mercedesfahrer da sagen. Doch halt: das Getriebe ist wunderbar leicht und exakt zu schalten, es hakelt nicht, der Schalthebel ist sehr ruhig und vibrationsarm und liegt gut in der Hand. Der Motor mit seinen 170 PS ist mehr als ausreichend motorisiert. Sehr flott untenraus zu fahren, obenraus wird er rauer aber das liegt am 4-Zylinder Diesel, das können nur 6er besser. Dennoch ist jederzeit genug Leistung vorhanden für Otto Normal Fahrer. Ich selber bin mit 7,7 Liter unterwegs gewesen bei ruhiger Fahrweise. Das kann man mit Sicherheit noch drosseln, bin auf Autobahnen, Stadt und kurvigen Landstrassen mit vielen Bergen unterwegs gewesen. Für ein Fahrzeug dieser Größe und Kraft für mich ein völlig ausreichender und guter Wert, wo man nicht meckern kann. Hier hängt es einfach davon ab, wie jeder damit umgeht, dann sind Verbrauchsrekorde sicherlich problemlos möglich. Ich hatte zudem ja auch alle technischen Gimmicks eingeschaltet und verzichtete auf nichts.
Fazit:
Wenn die Kinderkrankheiten großteils ausbleiben und die Elektronik so wird wie bei der C-Klasse, dann steht dem Erfolg des Wagens nichts mehr im Weg, bis auf die ewig nörgelnden Autotester, die von jedem Fahrzeug Top Werte in der Pylonengasse abverlangen und das bei Minimalverbrauch, nicht also die Stärke des Stuttgarters. Der Wagen ist schlichtweg eine perfekte Reiselimousine, kann mit toller Technik ausgestattet werden und wird seinen Weg machen. Es hebt ihn einfach von der Konkurrenz ab, dass der Einheitsbreit (abgesehen vom unteren Heck) nicht so gegeben ist wie bei den Konkurrenten, wo bald alles gleich aussieht aus der Ferne. Für mich persönlich wäre der 220CDI ein perfekter Firmenwagen, privat bevorzuge ich allerdings einen Benziner Motor und das ganze mit Automatik, um noch entspannter anzukommen. Nein sagen würde ich aber keinesfalls, die Mischung ist sehr gut gelungen.
Kann ich nicht genau sagen, hab nur ein sehr gedimmtes bei Nacht gesehen, ist vermutlich wie bei Audi, denn anders bekommt man das Zubehör-Tagfahrlicht auch nicht legal. Da muss es einen gewissen Prozentsatz schwächer werden oder ausgehen.
Die LED Leuchten beinhalten keine Standlichfunktion, gehen also bei eingeschaltenem Abblendlicht, bzw. Standlicht aus. Sie werden aber als Nebelscheinwerfer genutzt, hieß es zumindest... :grübel:
__________________ Ich bin stolz drauf einen Mercedes zu fahren!!!!!
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Mein erster W212 als E220 CDI - Fahrbericht
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